Prozessmanagement in Pflegeorganisationen<br> Grundlagen - Erfahrungen - Perspektiven (Rezension)

Prozessmanagement in Pflegeorganisationen
Grundlagen - Erfahrungen - Perspektiven (Blonski, Harald und Michael Stausberg (Hrsg.))

Brigitte Kunz Verlag, Hannover, 2003, 172 S., 29,90 € - ISBN 3-87706-678-X

Rezension von: Annette Meussling

Wie unzählige Veröffentlichungen der letzten Jahre befassen sich auch die Autoren des vorliegenden Buches mit der Qualitätssicherung in Einrichtungen des Gesundheitswesens. Der Schwerpunkt liegt hier allerdings auf den dazugehörigen Prozessen, welche nicht unabhängig vom Qualitätsmanagement betrachtet werden, sondern welche durch ein QM-System identifiziert, bewertet und optimiert werden können.

Dass keine Einrichtung heute mehr an Qualitätssicherungsmaßnahmen und demzufolge auch Prozessoptimierung vorbei kommt, heißt nicht, dass dadurch automatisch die Zufriedenheit von Mitarbeitern und Patienten steigt. Die Frage nach dem, was eigentlich eine gute Qualität im Gesundheitswesen ausmacht, kann auch durch dieses Buch nicht beantwortet werden.

Das Buch ist in sieben Kapitel aufgeteilt, von denen jedes von einem anderen Verfasser stammt. Das hat wie immer Vor- und Nachteile und verlangt eigentlich nach einer Bewertung jedes einzelnen Kapitels.

Im ersten Kapitel gibt Harald Blonski einen ausführlichen Überblick über die Arbeit mit Prozessen, definiert Prozessmanagement und beschreibt ein Praxisbeispiel. Auch die Zusammengehörigkeit von Prozessmanagement mit den Systemen DIN EN ISO 9000 ff.und EFQM wird gut dargestellt. Für mich zunächst etwas befremdend ist allerdings die Entscheidung des Autors, statt "Altenpflegeeinrichtungen" das Wort "Dienstleistungsorganisationen für Seniorinnen" zu verwenden, was er aber auf Seite 12 nachvollziehbar erklärt. Auch gibt es in diesem Kapitel nur "Mitarbeiterinnen", was die Frage nach der Diskriminierung der männlichen Mitarbeiter nach sich zieht.

Das zweite Kapitel ist längst nicht so trocken, wie der Titel verheißt ("Prozesscontrolling mit Kennzahlen"). In verständlicher Sprache und sehr praxisbezogen schildert Michael Stausberg z. B. die acht Schritte des Prozesscontrollings, erklärt Flussdiagramme und erläutert den Unterschied zwischen Effizienz und Effektivität und die Möglichkeiten, diese zu steigern.

Das dritte Kapitel ist ein Praxisbericht aus einer Altenhilfe-Einrichtung Samariterstift in Baden-Württemberg. Hier ist m.E. die Frage sehr spannend, ob es möglich ist, soziale Arbeit und diakonische Praxis mit dem zu vergleichen, was in anderen Bereichen der Arbeitswelt und produzierenden Wirtschaftsunternehmen geschieht und wie deren Konzepte in die "tätige Nächstenliebe" übertragen werden können.

Das vierte Kapitel befasst sich mit prozessorientiertem Qualitätsmanagement und geht nochmal besonders auf den Qualitätsgedanken, die Geschichte des Qualitätsmanagements und TQM im Besonderen ein.

Das fünfte Kapitel beschreibt den kontinuierlichen Prozess der Verbesserung in der Hauswirtschaft. Dieser oft nicht genug beachtete Bereich hat große Auswirkungen auf Qualität und Kosten der erbrachten Leistungen (und damit der Prozesse) in Gesundheitseinrichtungen und macht deshalb vielerorts eine Reorganisation hauswirtschaftlicher Bereiche nötig.

In Kapitel sechs wird ein Fünf-Stufen-Konzept zur Einführung von Prozessmanagement im Gesundheitswesen vorgestellt.

Kapitel sieben und acht beschreiben die Rolle von Prozessmanagement-Tools aus der EDV und die Rolle des Intranet zur Unterstützung des Qualitätsmanagements.

Nach jedem Kapitel folgt ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Auch wenn sich manche der Autoren dazu hinreisen ließen, viele Abkürzungen und anglo-amerikanische Ausdrücke ohne deren Erklärung zu verwenden, lassen sich die meisten Kapitel gut lesen und bieten eine Menge an Material für alle, die mit Qualitätsmanagement zu tun haben. Die Gliederung ist konsequent und logisch durchgehalten, Wiederholungen lassen sich wahrscheinlich durch die große Zahl verschiedener Autoren nicht vermeiden.